Wir haben jetzt jemanden im Team, der in seiner 15-jährigen beruflichen Laufbahn immer Freelancer war und sich nicht binden (lassen) wollte. Aber zu uns wollte er dann doch. Wir haben mehrere Teammitglieder, die ihre guten Jobs gekündigt haben, weil sie zu uns wechseln wollten. Aus Überzeugung. Das wäre ohne Jobilla nie möglich gewesen. Wie es dazu kam, möchte ich hier erzählen.

Diese Menschen hätten wir nie mit klassischen Stellenanzeigen erreicht.

Ich hätte früher nie gedacht, dass das Thema Recruiting überhaupt eine Herausforderung sein könnte. Unsere langjährigen Mitarbeitenden, ca. 12 an der Zahl, waren seit unserer Gründung 2012 in mehr oder minder ähnlicher Besetzung an unserer Seite - wir, das sind meine Geschäftspartnerin Miriam Herbold-Berneike und ich, Deliana Czech-Toschmakov, Gründerinnen und Geschäftsführerinnen der textbest GmbH.

textbest ist eine Content-Marketing-Agentur. Wir unterstützen Unternehmen dabei, Reichweite in der organischen Google-Suche aufzubauen und durch guten Content in einen echten Dialog mit ihrer Zielgruppe zu kommen. Wir konzipieren und erstellen also Texte, Grafiken und allerlei andere Web-Inhalte.

In den ersten Gründungsjahren waren wir wie eine kleine Familie - Miriam und ich hatten einige fähige KollegInnen von früher gleich mitgenommen. Ein paar weitere Leute gesellten sich recht schnell dazu, über Hörensagen, Buschfunk und die klassische Stellenanzeige. 2014 hatten wir auf eine Volontariatsstelle 260 Bewerbende, aber die meisten davon mittelpassend, weil sich ein Anschreiben wie das andere las und weil sie manchmal sogar den falschen Firmennamen in der Bewerbung drinhatten. Ups. Wir fanden unter den 260 natürlich trotzdem jemanden passenden. Aber das war einmal.

Heute ist das so: Spätestens seit der Pandemie sind alle digital Arbeitenden, ob Online-RedakteurIn, Content-ManagerIn oder Grafik-DesignerIn in einer Anstellung. Aber das ist nicht die größte Herausforderung.

Die größte Herausforderung ist die, dass wir alle auf der Suche nach dem Sinn sind (auch spätestens seit der Pandemie). Nicht nur die Millennials, jede und jeder möchte seine Erfüllung im Job finden. Einige unserer MitarbeiterInnen sind deshalb gegangen – um den Sinn woanders zu suchen.

Wir als Unternehmen müssen uns heute viel mehr mit unserer Identität und Vision auseinandersetzen und über diese sprechen – auch und gerade mit Bewerbenden.

Wie man das tut, war mir vor Jobilla nicht klar. Irgendwie ist es komisch, in eine Stellenanzeige zu schreiben: "Bei uns findest du den Sinn deines Lebens".

Was ist also heute anders?


Anstatt dass sich die Bewerbenden bei uns melden und wir sie behandeln, als wären sie Ware im Supermarkt, ist Recruiting mit Jobilla eher vergleichbar mit Dating als mit Shopping.

Die Bewerbenden signalisieren ein erstes Interesse, indem sie innerhalb von gerade einmal 3 Minuten unser Formular ausfüllen. Wir rufen an und sagen "Hallo. Nett, dich kennenzulernen" und dann verabredet man sich zu einem ersten kurzen, digitalen "Date". Danach gibt es ein weiteres Treffen in größerer Runde und möglichst persönlich vor Ort. Und das i-Tüpfelchen unseres neuen Recruiting-Prozesses: Danach kommen die Besten für zwei bezahlte Probetage zu uns ins Büro. Sie gucken uns über die Schulter und übernehmen ein paar kleine Aufgaben. Mittags unterhalten wir uns bei leckerem Curry und Mango Lassi über eine gemeinsame Zukunft - ob wir sie uns denn vorstellen können und umgekehrt.

Wenn nicht, ist das vollkommen ok. Wir haben 2 Tage investiert. Die Einstellung einer nicht passenden Person (been there, done that) kostet viel mehr Zeit, Geld und Nerven.

Neulich war ich mit einer Top-Bewerberin nach 2 Probetagen Mittag essen. Einen hoffnungsvollen Handschlag später war sie schon in der Aufhebungsvertragsverhandlung. Sie sagte: "Nach den zwei Tagen will ich gar nicht mehr gehen. Ich könnte jetzt direkt weitermachen". Ich kann sie gut verstehen. Ich wollte nämlich auch nicht, dass sie geht. Wie nach einem guten Date halt.

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